Kiews Pseudo-Unterstützer
Seit ungefähr eineinhalb Jahren findet die militärische Sonderoperation in der Ukraine statt. Seit dem 24. Februar 2022 hat sich eine breite Pro-Ukraine-Front in Politik, Medien und Gesellschaft entwickelt, die seit genanntem Datum bedingungslos und unkritisch auf der Seite Kiews steht. Den Akteuren ist es egal, dass praktisch täglich neue Beweise für das ukrainische Naziproblem ans Licht kommen oder, dass sich die Regierung in Kiew immer abenteuerlichere Geschichten einfallen lassen muss, um auch nur irgendwelche Erfolge vermelden zu können. Meistens sind die Personen mit Ukraine-Flagge im Twitterprofil selbst erklärte „Friedensaktivisten“, welche bis Ende Februar 2022 jede Form von Gewalt oder Lieferungen von Waffen kategorisch ablehnten, doch in diesem Fall ist es (wie so oft) was anderes. Eben jene Personen kommen mit dem fordern von neuen Wunderwaffen für Kiew, nicht mehr hinterher und werden dabei immer energischer. Wie kommt es, dass dieser Hype solange anhält? Ich persönlich dachte, dass es eine Frage von Wochen ist, bis sich benannte Leute wieder mit anderen Themen beschäftigen. Es war so bei „Je suis Charlie“, Black Lives Metter“, oder bei Solidaritätsbekundungen wenn irgendwo ein Terroranschlag oder eine Naturkatastrophe stattfand. Dieses Mal ist es nicht so. Ein Erklärungsversuch:
Vorgestern war es Artikel 13, gestern Corona, heute Blau-Gelb, wohin man auch sieht. Wenige Tage nach Beginn der militärischen Sonderoperation in der Ukraine (WSO) standen quasi über Nacht, in weiten Teilen des Westens, Menschenmassen hinter der Ukraine. Die ukrainischen Farben zieren bis heute Straßen und Social-Media-Accounts. Angesichts der massenhaften Solidaritätsbekundungen kann bei oberflächlichem Hinsehen der Eindruck entstehen, der Krieg hätte erst im Februar 2022 begonnen. Dabei stellt die WSO in die Ukraine die nächste Eskalationsstufe eines Konfliktes dar, der bereits acht Jahre vorher mit dem Maidan-Putsch begann. Doch diese acht Jahre des Bürgerkriegs finden im Bewusstsein der plötzlichen Ukrainefreunde keinen Platz. Ebenso wenig die Ost-Erweiterung der NATO, die sich entgegen den mündlichen Versprechen an Michail Gorbatschow seit den 1990er-Jahren sukzessive ostwärts bewegte und die legitimen Sicherheitsinteressen Russlands verletzte. Darüber hinaus zeigt sich mit bei dem eruptiven Aufkeimen der Russophobie in der breiten Mitte der Gesellschaft, dass sich unter dem Gefieder der „Friedenstaube“ ein atlantischer Adler versteckt, der imperialistische, westliche Interessen verfolgt.
Wie konnte es dazu kommen, dass, noch ehe die Covidhysterie (Pro wie Contra Maßnahmen) ihr Ende fand, unmittelbar eine neue Hysterie die Gesellschaften erfasste und es nun en vogue ist, sich gelb-blau zu schmücken? Das mag sicherlich nicht auf alle zutreffen, doch ein nicht unwesentlicher Teil der Bevölkerung entpuppt sich als manövrierbare Masse, die man für und gegen alles in Stellung bringen kann. Und das, obwohl die logischen Konsequenzen für jene Beteiligten vollkommen absehbar sind und sie sich damit nur selbst schaden.
Ein Großteil der Bevölkerung wirkt wie eine beliebig steuerbare Verfügungsmasse, deren einzelne Individuen über jedes Agendastöckchen springen, das ihnen hingehalten wird: Klima, Antirassismus, „Impfung“, LGBTQ etc.
Im Nachfolgenden betrachten wir, wie sich dieses Phänomen auf der individuellen Ebene erklären lässt. Welche Typen von Menschen sind für diese Art der Propaganda empfänglich und wie schaukeln diese sich gegenseitig hoch? Zum anderen betrachten wir das Phänomen auf der kollektiven Ebene.
„Non Playable Charakter“ (NPC) / Normopathen
Die Bezeichnung NPC (Non-Playable-Charakter / Nicht-Spielbarer-Charakter) kommt aus der Gamingwelt und bezeichnet in Videospielen jene Charaktere, die durch den Spieler selbst nicht gesteuert werden können. Das sind Charaktere, die teils wahllos durch das Spiel laufen und schlicht das tun und von sich geben, was die Programmierer ihnen codiert haben. Der NPC steht sinnbildlich für einen Menschen, der stets darauf angewiesen ist, Orientierung von Dritten zu erhalten, ebenso Befehle und Erklärungen, wie etwas zu bewerten ist. Der NPC macht sich keine eigenen Gedanken, hat keine eigene Meinung, sondern kopiert schlicht die Informationen, die er durch Medien oder seine Echokammer erhalten hat. Eine Synthese aus zwei divergierenden Positionen zu bilden, ist dem NPC unmöglich. Widersprechen sich zwei Positionen, dann kommt es zur kognitiven Dissonanz: Der NPC blickt wie der Hund zum Herrchen (der Autorität) und bittet um Orientierung und Einordnung. Schlussfolgernd ist der NPC wie ein Rechner ohne Anti-Virenprogramm, auf welchen sich jede Agenda installieren lässt.
Der Psychologe Hans-Joachim Maaz arbeitet mit dem Begriff des „Normopathen“ beziehungsweise der „Normopathie“. Gemeint ist damit die Überanpassung des Individuums an die Normen einer „kranken“ Gesellschaft. Laut Maar resultiere diese Überanpassung aus einer frühkindlichen Anpassung an die Wünsche der Eltern, von deren Liebe das Kind Überlebens notwendig angewiesen war. Diese Verhaltensweise wird im weiteren Verlauf des Lebens reproduziert und das eigene Handeln nun nicht mehr an den Wünschen der Eltern, sondern von Politikern und aktuellen Zeitgeist ausgerichtet. Maaz ordnet das Selbst in unterschiedliche Kategorien. Der NPC entspräche in etwa dem „abhängigen Selbst“.
„Das abhängige Selbst wird immer Vorgesetzte suchen, bei denen es sich beliebt machen oder unter denen es permanent leiden kann, weil man angeblich nicht selbstständig entscheiden darf. Ständig wird es gegen ‚oben‘ jammern, klagen und schimpfen. Der Abhängige braucht Führer in persona und Führung durch Gruppen, Parteien, Institutionen; er wird immer allen Moden und Trends frönen. Der Abhängige wird Verehrer und Fan, er ist der typische Beratungsklient, aber auch stets bereit zu Ernüchterung, Enttäuschung und Nörgelei.“
Wenn nun also die Norm lautet, sich mit blau-gelben Farben zu zieren und gegen Putin zu sein, dann weiß der NPC/Normopath direkt, was zu tun ist.
Social Justice Warrior (SJW)
Es gibt noch jene, die sich mit jeder politischen Agenda moralisch profilieren, sich selbst zur Moraloberpolizei aufschwingen und jedem nachstellen, der sich, aus ihrer Sicht, politisch unkorrekt verhält und äußert. Die Ausuferungen der Social Justice Warrior kennen wir sowohl in der analogen als auch in der digitalen Welt durch Phänomene wie Cancel Culture, Gendern sowie das völlige „Aus den Angeln Heben“ von kulturellen, traditionellen und bewährten Elementen der Gesellschaft durch eine ad absurdum geführte Auslegung des Konstruktivismus. Die Frage, ob „2+2=4“ rassistisch sei, weil die Mathematik von alten weißen Männern erdacht wurde, ist nur eines von vielen Beispielen. Die SJWs agieren wie Bluthunde. Jemand hält ihnen das Tuch mit dem Geruch der aktuellen Agenda unter die Nase, schon jagen sie los und schicken sich an, alles und jeden zu bekehren. Jene, die nicht für sie, sondern gegen sie sind, werden verfolgt, geshitstormt, gecancelt und bis zur Haustür verfolgt. Selbst vor körperlicher Gewalt schrecken manche dieser Akteure nicht zurück.
Es sind die vermeintlich Gebildeten, aber sehr naiven Menschen aus dem Westen, die sich offensiv für Frieden, Gleichheit und gegen Rassismus einsetzt, dies aber nicht der Sache wegen tut, sondern schlicht, um ihr eigenes Gefühl der moralischen Überlegenheit zu befriedigen. Sie kümmert sich grundsätzlich nur um Themen, bei denen im Westen gesellschaftlicher Applaus leicht verdient werden kann (wie Einwanderung, Migration, LGBT, Umwelt, Klimawandel) und klammert dabei geopolitische, historische und tiefere Zusammenhänge grundsätzlich aus. Dies geschieht meist aus Unwissenheit, oft aber auch aus Angst, den Weg der (vermeintlichen) politischen Korrektheit zu verlassen und damit auch den gesellschaftlichen Beifall für sein Gratis-Engagement zu verlieren oder Applaus von der „Falschen Seite“ zu bekommen.
So beobachtet man seit Jahren, wie landauf, landab und in den sozialen Medien eine Sau nach der anderen durch das Dorf gejagt wird: mal sächsischer AfD-Wähler, dann US-Präsident Trump, CO2, Querdenker, Impfbefürworter und nun eben Russen. Eine Chronologie, ein Aufeinander aufbauen der Narrative sucht man hierbei vergebens. Die SJWs kommen in einer episodenhaften Aneinanderreihung von Skandalen, Agenden und Feindbilder in repetitive Empörungswallungen, die nie zu einem Ziel führen, sondern sich immer am aktuellen Reizthema abarbeiten. Selbsterklärend fallen tiefere Zusammenhänge und historische Hintergründe unter den Tisch. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der heutige durchschnittliche Bürger, der auf eine Anti-Putin-Demo geht, gar nicht auf dem Schirm hat, was sich beispielsweise 2014 auf dem Maidan oder Odessa abspielte. In ganz extremen Fällen wäre es sogar vorstellbar, dass manche woken Weltverbesserer die Ukraine nicht einmal auf der Weltkarte finden, würde man sie darum bitten, mit dem Finger auf der Weltkarte zu zeigen.
Doch worum geht es den SJWs letztlich? Die deutsche Journalistin Judith Sevinç Basad formulierte in ihrem Buch „Schäm dich!“ im Schlusswort „Wohlstandsverwahrlosung oder der Narzissmus der Bildungseliten“ eine plausible Erklärung:
„Der Social-Justice-Aktivismus ist eine Ersatzbefriedigung für die privilegierten Rich-Kids, die so sehr im eigenen Wohlstand versunken sind, dass sie ihn nicht mehr wertschätzen können. Sie sehnen sich nach Problemen, Intrigen und Bedrohung. Die Bewegung ist so etwas wie das Netflix für die Realität. Motto: Wir brauchen den Thrill auch im echten Leben, und wenn er nicht da ist, erfinden wir ihn. (…) Der Social-Justice-Aktivismus bedeutet im Grunde nur eines: Ein bisschen Empörung, Thrill und Vergnügen für Tobias und Lena, die sich mit einem Chai Latte und dem neuen iPhone in der Hand auf ihrem Ikea-Sofa räkeln — und eine Bühne brauchen, um ihren eigenen Narzissmus, den eigenen Aufstieg vom bornierten Dorfkind zum intellektuellen Hipster zu feiern. Auf die realen Missstände, die meist die Unterschicht und zunehmend auch die Mittelschicht betreffen, spucken die Aktivisten. Es geht ihnen weder um echte Emanzipation noch um das Wohl anderer — sondern nur um sich selbst.“
Man kann sich sicher sein, dass ein Großteil derer, die nun Ukraineflaggen schwingen und sich mit Hashtags wie #SlawaUkraini oder #StandWithUkraine schmücken, sich nicht um das Leid der Ukrainer scheren. Der Bürgerkrieg tobte dort schon seit acht Jahren, was die SJWs bis zum 24. Februar 2022 nicht interessiert hat und sie auch morgen nicht mehr interessieren wird, wenn ein anderes Thema die Leitagenda darstellt.
Narzissten
Manche nutzen den blau-gelben Farbenkult nicht mal, um sich moralisch zu profilieren. Nein, für narzisstische Influencer sind derlei Hashtags und Farben lediglich eine dankenswerterweise tief hängende Frucht, nach der sie gierig greifen, um im Sinne der Aufmerksamkeitsökonomie noch mehr Reichweite zu generieren. Manch ein Influencer oder Influencerin packt Hashtags wie #StandWithUkraine völlig ohne Sinn und Kontext unter das aktuelle Instagram-Bild, um mehr Aufmerksamkeit zu generieren. Manche versuchen zumindest, den Anschein zu erwecken, ihnen ginge das Schicksal der Ukrainer wirklich nahe. Doch selbsterklärend ist diese Betroffenheit so echt wie die gefilterte Optik von Instagram.
Experten für Alles
Wie auch zu Zeiten von Covid sprießen überall Experten aus dem Boden. Früher waren es Hobby-Epidemiologen und heute Hobby-Militärexperten. Diese Phänomen hat einen Namen: Man redet hier vom Dunning-Kruger-Effekt. Der Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet die kognitive Verzerrung im Selbstverständnis inkompetenter Menschen, das eigene Wissen und Können zu überschätzen. Diese Neigung beruht auf der Unfähigkeit, sich selbst mittels Metakognition objektiv zu beurteilen. Der Begriff geht auf eine Publikation von David Dunning und Justin Kruger im Jahr 1999 zurück. Die Sozialpsychologen haben in vorausgegangenen Studien bemerkt, dass etwa beim Erfassen von Texten, beim Schachspielen oder Autofahren Unwissenheit oft zu mehr Selbstvertrauen führt als Wissen. An der Cornell University erforschten sie diesen Effekt in weiteren Experimenten und kamen 1999 zum Resultat, dass weniger kompetente Personen dazu neigen, ihre eigenen Fähigkeiten zu überschätzen, überlegene Fähigkeiten bei anderen nicht zu erkennen, das Ausmaß ihrer Inkompetenz nicht richtig einzuschätzen.
Für jemanden wie uns, die sich seit Jahren mit der Ukraine beschäftigen ist leicht zu erkennen wer sich tatsächlich über die Thematik informiert hat und wer nicht. Jeder weiß alles besser und sobald es Kontra gibt darf man sich Vorträge anhören, warum doch falsch liege obwohl man sich viel länger damit beschäftigt hat.
Das erste mal hatte ich diese Situation, als Ende Februar, Anfang März 2022 der „Ghost of Kiev“ überall präsent war. Ein MiG-29-Pilot der über Kiew angeblich 13 Flugzeuge in einem Einsatz abgeschossen haben soll. Für jemanden wie mich der sich seit Jahren mit Kampfflugzeugen beschäftigt und wie ich 18 MiG-29-Modelle verschiedener Versionen in der Vitrine stehen hat, war sofort klar: „Die Geschichte ist Schwachsinn.“ Wen das Thema interessiert, kann sich meinen ersten Blogartikel durchlesen oder dieses Video anschauen.
Obwohl ich bei meinen Ausführungen warum diese Erzählung Unsinn ist, zahlreiche Quellen beigelegt habe hat man auf biegen und brechen versucht mich zu widerlegen. Spätestens als die Diskussionspartner dazu übergegangen sind despektierlich und beleidigend zu werden war klar, dass sie keine Argumente mehr haben. Ich könnte noch viel mehr Beispiele bringen, doch wird dieser Artikel mit Sicherheit auch so schon sehr lang.
Dieses Beispiel zeigt wunderbar wie man bei so manch einem regelrecht beobachteten konnte, wie sein Weltbild kollabierte. Irgendwie witzig.
Kommen wir dazu welchen schaden Menschen mit oben genannten Eigenschaften in der Gesellschaft anrichten.
Bei all den Demos gegen Putin und Boykottaufrufen für alles Russische weiß man gar nicht so recht, wo man da anfangen soll. Vielleicht mit folgender Eingangsfrage: Sind wir in Deutschland wieder so weit? Gerade einmal 80 Jahre ist es her, dass die Deutschen dem russischen (um genauer zu sein sowjetischen) Volk 27 Millionen Menschen aus dem Leben rissen. Zugegeben ein sehr provokanter Vergleich, doch die Ereignisse am 09. Mai 2022/23 zeigen wie mit der Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkrieges hier zu Lande umgegangen wird.
Man ist in Deutschland dazu über, russische Waren zu boykottieren, Russlanddeutsche zu diskriminieren und ein russlandfeindliches Klima zu schaffen, wie man es sich selbst zu Hochzeiten der Ukrainekrise 2014 nicht hätte vorstellen können. Inzwischen kennt man es: Wenn in den vergangenen drei Jahren für das „Richtige“ demonstriert wurde, besteht im Grunde genommen keine Infektionsgefahr mehr. Bei den Demos gegen Putin wurden kaum Masken getragen, ganz zu schweigen davon, dass irgendwelche Abstände eingehalten wurden. Währenddessen werden dieser Tage Menschen immer noch von der Polizei aufgescheucht, wenn sie in der Größenordnung von wenigen Dutzend am Montag durch ein Kuhdorf spazieren gehen.
Man könnte jetzt wieder die Widersprüche im Detail darlegen, die Inzidenzzahlen von den Tagen der Anti-Putin-Demos mit denen der Querdenken-Demonstrationen vergleichen, ebenso die Infektionsentwicklungen in den darauffolgenden 14 Tagen Inkubationszeit. Aber im Grunde genommen würde man zu den gleichen Vergleichsergebnissen kommen, wie sie hier schon im Bezug auf „Black Lives Matter“ und dem Christopher Street Day erhoben wurden.
Davon abgesehen ist es bemerkenswert, wie sehr sich Menschen plötzlich für den Frieden einsetzen, hat dieser sie in den zurückliegenden acht Jahren doch kaum interessiert. Es darf davon ausgegangen werden, dass sich unter den Demonstranten reihenweise jene tummeln, die in den vergangenen Jahren nicht müde wurden, die Gesellschaft zu spalten, Andersdenkende auszugrenzen und Regelbrecher zu denunzieren, kurzum den gesellschaftlichen Frieden zu unterminieren. Wo waren diese Abertausenden Menschen bei den Montagsmahnwachen 2014? Bei „Stopp Air Base Ramstein“? Und wo waren sie vor allem bei den illegalen Angriffskriegen der NATO, im Speziellen der USA? Wo waren diese Menschen beim illegalen Krieg im Jemen? Kurz: Sie haben nicht demonstriert. Es darf davon ausgegangen werden, dass ein überwiegender Teil der Demonstranten nur für diesen wie auch immer gearteten Frieden ist, wenn dieser massenmedial en vouge ist. Mit einem echten Friedensbekenntnis hat das Ganze herzlich wenig zu tun.
Im Nachfolgenden verfolgen wir das Muster, dass sich wie ein roter Faden durch die Teilbereiche des neuen Trends zieht, um damit die Heuchelei dieses Hypes zu beleuchten.
Dieser Abschnitt kann nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben, ob der unvorstellbaren Masse an plumpster Kriegspropaganda, die selbst das „Stoppt Putin jetzt“-Spiegel-Cover im Sommer 2014 zum Absturz von Flug MH 17 fast schon moderat erscheinen lässt. Dieser Tage waren Schlagzeilen wie „Wir alle gegen Putin“ oder „Die ganze (freie) Welt gegen Putin“ zu lesen. Da fragt man sich wirklich, was da in den Redaktionsstuben los ist? Hat man alle weltweit gefragt, ob sie „gegen Putin“ sind? Oder wie kommt dieses ominöse „Wir“ zustande?
Die ganze Welt? Wirklich die Ganze? Nun, aus China (1,4 Milliarden Einwohner), Indonesien (272 Millionen), Pakistan (212 Millionen) oder Bangladesch (166 Millionen) vernimmt man praktisch keine Proteste gegen Putin. Allein diese Länder machen etwa zwei Milliarden Menschen und damit 25 Prozent der Weltbevölkerung aus. Hier von der „ganzen Welt“ zu sprechen, ist schlicht größenwahnsinnig und zeigt, dass in den westlichen Redaktionsstuben noch nicht durchgedrungen ist, dass die Welt mittlerweile multipolar ist. Man verharrt weiter in seiner eurozentrischen oder atlantischen Weltanschauung und wähnt sich als den Mittelpunkt der Welt.
Wann wurden eigentlich CNN, Fox News, die New York Times und andere US-amerikanische Medien abgeschaltet, als die USA in andere Länder einfielen?
Damit gar nicht erst ein anderer Eindruck abseits des westlichen Narratives entstehen kann, hat man hierzulande schon mal vorsorglich alle größeren Medienportale Russlands („RT-DE“ oder „Sputnik“) offline gestellt. Über herkömmliche Browser sind diese Portale nicht aufrufbar, selbst Telegram und GETTR haben die Kanäle gesperrt. So viel zu dem westlichen Vorwurf, in Russland würden oppositionelle Stimmen unterdrückt und die Presse stummgeschaltet. Wirft man Russland nicht eben diese Praktiken vor? Das meinungsunterdrückende Gebaren des Westens zeigt, dass man selbst keinen Deut besser ist. Das Abschalten der Kommunikation ist einer der ersten und wichtigsten Schritte der Propaganda. Die völlige mediale Abschottung von der russischen Perspektive, dem fehlenden Part, sollte bei Demokraten die Alarmglocken schrillen lassen.
Hat man nicht in den Antirassismuskampagnen und Diskursen der vergangenen Jahre gelernt, niemand sei durch seine Herkunft zu definieren und zu bewerten? Für die Herkunft könne man nichts. (Was grundsätzlich stimmt). Man dürfe auch niemanden fragen, wo er oder sie herkomme. Das wäre ein mikroaggressiver Akt von Rassismus.
Doch all diese Lehren scheinen angesichts von Putin wie weggeblasen. Wir lesen und staunen. Im Saarland entlässt ein Unternehmen einen Familienvater mit der Begründung: Er ist Russe. Das Schneiderei Atelier meiner Mutter wurde Ziel einer Hetzkampagne mit der Begründung: Sie ist Russin. Doch es trifft nicht nur einfach Angestellte. Die Bayerische Staatsoper trennte sich von der russischen Sängerin Anna Netrebko, weil diese sich als Russin nicht von Putin distanzieren wollte. Im Klartext: Wäre sie etwa Mexikanerin gewesen, hätte kein Kündigungsgrund bestanden, aber da sie Russin ist, muss sie sich von Putin distanzieren? Wie war das noch mit der Meinungsfreiheit? In Berlin denkt man sogar darüber nach, wohlhabende Russen in Deutschland zu enteignen. Wie war das doch gleich damit, dass man nichts für die Herkunft kann?
Aber nein, das ist natürlich kein Rassismus, denn Russen sind ja weiß, und gegen Weiße kann es doch keinen Rassismus geben. Doch sind nicht alle Russen „weiß“, aber dieses Wissen kann man von SJWs nicht erwarten, die durch Twitter-Tweets statt durch Bücher sozialisiert und politisiert wurden.
Auch hier stellen sich schon wieder Fragen: Wann wurden US-Amerikaner, die in Deutschland leben, wegen Angriffskriegen Washingtons entlassen? Wann wurden US-amerikanische Musiker und Künstler entlassen? Wann dachte man darüber nach, wohlhabende US-Amerikaner hierzulande zu enteignen? Nicht, dass dies wünschenswert wäre, doch müssen diese Fragen hier gestellt werden, um die Doppelmoral dieses blinden, russophoben Aktionismus offenzulegen, der hier unter der Flagge der höchsten Moral das Land von allem Russischen zu tilgen möchte. Ob die Mode-Friedensaktivisten wohl freiwillig auf eine warme Wohnung verzichten, wenn sie wählen könnten, ob sie diese mit russischem Gas heizen oder freiwillig frieren, um Putin eins auszuwischen? Nun manche hart gesottene SJWs sind anscheinend wirklich so spartanisch, dass sie lieber frieren, als Gas aus Russland zu beziehen. Außenministerin Baerbock sprach aus ihrer Sicht stellvertretend für alle 83 Millionen Bundesbürger davon, dass Deutschland bereit wäre, einen hohen Preis zu zahlen. Für viele Menschen hierzulande trifft das wahrlich zu. Der Wille und die Bereitschaft zur Selbstzerstörung scheint bei der unkritischen Masse nach Corona mehr denn je sehr weit ausgebildet zu sein. Die in der Unterzahl befindlichen Stimmen der Opposition, Mahner und Kritiker, die Zweifel anmelden, müssen mit ansehen, wie die Freiheit, die Selbstbestimmung und die Menschenwürde den Bach runtergehen. Abermals kann man Zeuge werden, wie der unbändige Wille vieler Deutscher, die „Allergutesten“ zu sein, in einem neuen Trümmerhaufen mündet.
Man kann die WSO kritisieren, doch hat dies schon lange nichts mehr mit Kritik zutun. Es ist eine Entwicklung von der man eigentlich erwartet , dass man aus der Geschichte gelernt hätte. Auch hier ist der Kommunismus die Lösung. Im Kommunismus ist es egal wo jemand herkommt oder wie sie jeweilige Regierung handelt. Das Individuum wir anhand seiner Taten bewertet und nicht pauschal mit seinen Mitmenschen in einen topf geworfen.
Es gibt eine sowjetische Zeichentrickserie namens „Neue Abenteuer des Katers Leopold“. Am Ende einer jeden Folge sagte Kater Leopold: „Kinder! Lasst uns friedlich zusammenleben.“
Dies würde ich mir für unsere Gesellschaft auch wünschen.
von ASKL