Bärendienst am Anti-Antisemitismus

Musiker Gil Ofarim gesteht Falschanschuldigung

Vor fast zwei Jahren erschütterte eine beispiellose Meldung die Bundesrepublik: Hat ein Mitarbeiter eines Leipziger Hotels den Musiker Gil Ofarim (41), antisemitisch beleidigt? Daraus entwickelte sich ein waschechter Justizkrimi. Erst erstattete Ofarim Anzeige gegen den Hotelmitarbeiter und später zeigte der Hotelangestellte Ofarim wegen Verleumdung an. Noch bevor sich auch nur ein Richter dieses Falls annahm gab es Solidaritätskundgebungen für Ofarim und gegen Antisemitismus. Der Schuldige stand sofort Fest, obwohl es in den Ausführungen des Herren Ofarim einige Ungereimtheiten gab. Erst am 28. November 2023 fiel schließlich das Urteil. Ofarim wurde, nach seinem Geständnis, der Verleumdung schuldiggesprochen zu einer lächerlichen Geldstrafe von gerade einmal 10 Tausend Euro verurteilt. Viel zu spät und der Schaden im Kampf gegen den Antisemitismus ist immens.

Ofarim hat gelogen. Er wurde vor zwei Jahren in einem Leipziger Hotel weder antisemitisch beschimpft noch trug er, wie er stets versichert hatte, offen vor seiner Brust den Davidstern, das Symbol des Judentums und für einige gleichzeitig des israelischen Volkes.
Warum Ofarim die ganze Zeit die Unwahrheit gesagt hatte, mehr noch, felsenfest darauf bestand, dass das Video, mit dem er damals den Hotelmanager des Antisemitismus beschuldigt hatte, genauso wieder zu drehen, lässt sich nicht sagen. Brauchte der Herr Aufmerksamkeit? Wollte er sich für wen auch immer Interessanter machen? Wollte der kleine, fragile Narzisst wieder gestreichelt werden? Wollte er aus dem Schatten seines wesentlich bekannteren Vaters Abi Ofarim treten? (...)
Mal im Ernst: Über zwei Jahre beharrlich auf einer Lüge zu beharren und diese erst zugeben, wenn man vor Gericht steht, ist doch nicht normal! Dass erwachsene Menschen für Aufmerksamkeit lügen ist spätestens seit dem Social Media-Zeitalter mit all seinen Influencern nichts neues. Bestes Beispiel dafür dürfte der Ex-Youtuber Reiner Winkler (aka Drachenlord) sein der alles tut um im Gespräch zu bleiben. Winker hat unter anderem seinen eigenen Tod vorgetäuscht, was bereits äußerst geschmacklos ist, aber die Antisemitismuskarte zuspielen und das bei der viel größeren Öffentlichkeit ist in meinen Augen noch schlimmer. Diese Karte in dem Land zuspielen, das einzig und allein für die menschenverachtenden Verbrechen des Holocaust verantwortlich ist, kann man mit nichts in der Welt rechtfertigen und ist das absolut hinterletzte! 
Was genau Ofarims Plan für diese Shitshow war, weiß der 41-Jährige wahrschein selbst nicht mehr. 
Was auch immer es war, es möge seiner persönlichen und beruflichen Reputation nachhaltig schaden und möge er nie mehr irgendwo auftreten.

Wesentlich größer ist der politische und gesellschaftliche Schaden, den dieses Unikat angerichtet hat. Erst recht in diesen Monaten, in denen Jüdinnen und Juden weltweit angegriffen werden und für das Vorgehen der Regierung Netanjahu gegen die palästinensische Bevölkerung mit verantwortlich gemacht werden. Ganz zu schweigen von dem seit Jahrhunderten bestehenden Antisemitismus in dem Juden alles mögliche vorgeworfen wird und Lügen über sie verbreitet werden. Überall in der Welt verstärkt sich der Antisemitismus und Ressentiments wachsen gegen Juden. Ja. Ofarims Märchen begann bereits vor zwei Jahren, doch auch damals wurde (wenn auch nicht so auffällig) gegen Juden gehetzt und genau dann mit einer solchen Scharade aufzufahren ist echt das Allerletzte!
Schon damals hätte er wissen müssen (oder wusste), welche Folgen seine erstunkenen und erlogenen Behauptungen haben – und dafür die nötige Portion Sensibilität aufbringen können. 

Dieser Fall hat auch eindrucksvoll weitere Gefahren aufgezeigt, wie zum Beispiel die Gefahr "soziale Medien".
Viele glaubten dem Video von Ofarim blind und es ging ein gefährlicher ein Shitstorm sondergleichen gegen das Hotel und seine Mitarbeiter los, inklusive Auflauf und üblen Beschimpfungen vor dem Hotel.
Wo sind jetzt all die Scheißestürmer? Wenn sie auch nur etwas Anstand hätten, dann würden sie nochmals vor das Hotel kommen um sich zu entschuldigen. Es will wieder niemand mitgemacht haben. Man kennt es.
Aber auch die Medien haben sich nicht mit Ruhm bekleckert und die Antisemitismusfahne gegen Leipzig gehisst. Das darf man ihnen nicht so einfach durchgehen lassen. Von BILD und der Springer-Presse erwartet man nichts anderes, doch die gesamte deutsche Medienlandschaft hat bei diesem geschmacklosen Spiel mitgemacht. 
Wenn man so darüber nachdenkt ist es einfach geisteskrank:
Mit einem kurzen Video kann man die öffentliche Debatte in Deutschland komplett auf den Kopf stellen. Klar. Solidarität mit opfern von Antisemitismus ist wichtig, doch sollte man wenigstens paar Minuten nachdenken und nicht stumpf Symbolpolitik verfolgen. Ich bin so frei und behaupte, dass weit mehr als 90 Prozent der Bevölkerung gegen Antisemitismus sind und diese sich gegen ihn einsetzen, aber doch nicht so wie in diesem Fall! Man sollte dringend an der deutschen Empörungskultur arbeiten.

Dem Kampf gegen Antisemitismus hat Gil Ofarim extremst geschadet, Juden wird, wenn sie von Angriffen gegen sich berichten, möglicherweise nicht selten die Glaubwürdigkeit abgesprochen. Und sie werden sich infolge wachsender Judenfeindlichkeit gewiss noch öfter in ihren Wohnungen verschanzen und die Öffentlichkeit meiden. Dieser Fall ist Wasser auf die Mühlen der wahren Antisemiten. 
Für das friedliche Miteinander ist das nicht förderlich, der ohnehin schon fragile Zusammenhalt der Gesellschaft wird dadurch weiter geschwächt. Danke für nichts Gil!

von ASKL