Stalins verklärtes Erbe

Eine Aufarbeitung des Antistalinismus

Theoretisch sind Kommunisten, insbesondere Marxisten, Materialisten. Materialisten entscheiden auf der Grundlage von Beweisen über die Wahrheit oder Unwahrheit von Hypothesen. Doch in Bezug auf Generalissimus Iosef Wissarionowich Stalin und die sowjetische Geschichte während seiner Regierungszeit sind viele Marxisten in Wirklichkeit Idealisten, die Beweise zugunsten ihrer vorgefassten Meinungen ignorieren. In diesem Beitrag geht es um die Notwendigkeit von Objektivität in der Geschichtsforschung, um das Verhältnis von Praxis und Theorie und um Fakten, die für Idealismus und Antikommunismus in der ,,Linken'' kennzeichnend sind. 
Kommunisten müssen Materialisten sein. Der dialektische Materialismus ist eine Wissenschaft. Aber nur wenige Kommunisten handeln wie Materialisten. Die meisten ,,glauben''. Sie glauben Chruschtschow, sie glauben Gorbatschow, sie glauben Trotzki und sie glauben den westlichen antikommunistischen Akademikern, die über die sowjetische Geschichte schreiben und verklären. Die einzige Möglichkeit, bei einer Untersuchung zur Wahrheit zu gelangen, besteht darin, mit Objektivität vorzugehen. Ein Wissenschaftler versucht, objektiv zu sein, das heißt seine eigenen Vorurteile zu hinterfragen und nicht zuzulassen, dass diese Vorurteile – die jeder Mensch unweigerlich besitzt – die Ergebnisse seiner Analyse bestimmen. Es müssen Methoden entwickelt werden, um Beweise, welche die eigenen Vorurteile und vorgefassten Meinungen unterstützen, mit besonderer Skepsis betrachtet werden. Es müssen auch alle Beweise, welche den eigenen Vorurteilen und vorgefassten Meinungen widersprechen, besonders aufmerksam berücksichtigt werden, denn sonst erreicht man das Gegenteil. Unweigerlich werden Beweise, die bereits vorgefasste Meinungen stützen, besonders großzügig behandeln und Beweise, welche die vorgefassten Meinungen widerlegen, schnell zurückweisen. Man würde dem Bestätigungsfehler [auch als ,,confirmation bias'' bezeichnet] verfallen. Dann hat man überhaupt keine Chance, die Wahrheit zu entdecken, denn selbst wenn man über sie stolpern, würde man sie nicht erkennen. Antikommunisten und Pseudo-Linke können es sich nicht leisten, objektiv zu sein, weil die Beweise ihre Unwahrheiten und Erfindungen nicht stützen. Nur sehr wenige der akademischen Gelehrten, die über die sowjetische Geschichte der Stalinära schreiben, bemühen sich um Objektivität.

Diese Unwahrheiten über Generalissimus Stalin möchte ich hier mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln aufdecken und versuchen, den Menschen die Tatsachen zu vermitteln. Stalinisierung bedeutet eine Aufklärung der Menschen, eine Erklärung, was Josef Stalin machen wollte, was ihm gelang, und wer seine Reformen warum hintertrieb. Ohne Aufdeckung der Lügen über Iosef Wissarionowich Stalin und die Geschichte der UdSSR in jener Periode ist eine Stalinisierung nicht möglich. Generalissimus Iosef W. Stalin ist heute für all jene wertvoll und teuer, für die solche Begriffe wie Gerechtigkeit keine leeren Phrasen sind.
Die Lügen über Iosef Wissarionowich Stalin und die UdSSR sind entstanden, um die Autorität des Staatsoberhauptes der Sowjetunion zu schädigen, um die Menschen von jeglichem Versuch abzuhalten, die Natur der Ereignisse und die Rolle des Generalissimus Stalins in jener Periode zu durchdenken, welche im Verlaufe seines Lebens geschahen. Diese Lügen sind nicht gegen Iosef W. Stalin oder seine Verwandten gerichtet, sondern in erster Linie gegen die russische Bevölkerung. Mit den Lügen darüber wird versucht, die Russen (und zusammen mit ihnen all jene Völker, die zusammen mit dem Russen als erste in der Welt eine Gesellschaft frei von Parasiten aufbauten) der Fähigkeit zu berauben, den äußeren wie auch inneren Bedrohungen zu widerstehen. Die Lügen über Iosef Wissarionowich Stalin sind ein von den kriminellen und kapitalistischen Elementen geschaffener Virus, der den Schutzmechanismus eines Volkes zerstört, welcher für das Erkennen von Gefahren verantwortlich ist. Und letzten Endes sind die Lügen darüber auch ein Versuch der jetzigen Eliten, den Raub all des Guten zu rechtfertigen, welches vom sowjetischen Volk hervorgebracht und vermehrt wurde.

Sieben Gründe, warum Generalissimus Stalin so sehr verklärt wird:
1. Generalissimus Stalin stand auf der Seite des Werktätigen. Deshalb verachten ihn vor allem diejenigen, die nicht auf deren Seite stehen, die von der Ausbeutung des werktätigen Volkes leben. Für sie ist das wichtigste der Reibach, der Profit, die Marge und alles, was sie dabei absahnen können, wenn andere für sie arbeiten. Und für sie ist das Volk immer nur das Arbeitsvieh, es sind die Lohnsklaven, ohne die sie nicht leben könnten, weil das ihnen keinen Gewinn brächte. 
2. Iosef Wissarionowitsch Stalin war ein unermüdlicher Arbeiter, und dass er die Nichtstuer und Schmarotzer nicht mochte. Er zwang sie, zu arbeiten und verfolgte sie wegen ihres Schmarotzertum. Deshalb hassen alle Nichtstuer und Faulenzer ihn. Weil sie nicht arbeiten wollen und keine gesellschaftlich nützliche Tätigkeit vollbringen. Sie wollen nur konsumieren, essen und sich amüsieren, soviel wie möglich und das möglichst auf fremde Kosten.
3. Er war ein ehrlicher Mensch. Er hielt sein Wort, sogar seinen Feinden gegenüber. Gewissenhaft erfüllte er die Beschlüsse des Kollektivs, und wenn etwas verabredet und beschlossen war, so hielt sich Stalin auch an die Verabredung. Er strebte nach einer strengen Erfüllung der Aufgaben und der Aufträge der Werktätigen. Er forderte Ehrlichkeit von allen Leitern, bei seinen Untergebenen mochte er keine Lügner und Betrüger. Natürlich hassen ihn alle Lügner deshalb. Doch am meisten hassen ihn die Lügner und Verbreiter von Falschmeldungen der Medienanstalten, die seit langem gewittert haben, dass es jetzt am besten ist, mit Schwindelei und Boshaftigkeiten Karriere zu machen und Geld zu verdienen. Stalin hätte sie daran gehindert, zu lügen, und deshalb verachten sie ihn.
4. Für seine Gegner wäre es furchtbar, wenn Stalin zurückkehren und man alle die Verräter, Banditen und Gauner erkennen würde. Sie verachten Stalin und sie fürchten sich sogar vor seinem Porträt, weil sie sich vor der Stalinschen Vergeltung fürchten. Wenn man sie in den Krieg schicken würde, dann würden sie, um ihre Haut zu retten, zu den Faschisten überlaufen und zu Denunzianten, Polizisten und Henkern werden.
5. Stalin respektierte die Menschenrechte, und zwar nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Wirklichkeit. Und es war völlig normal, dass Stalin den Menschen kostenlosen Wohnraum zur Verfügung stellte, Krankenhäuser, Schulen und Kindergärten bauen ließ. Dabei arbeitete der Mensch und bekam für seine Arbeit einen erhöhten Lohn und die Fahrtkosten, ein einfacher Mensch konnte sogar zum Ministers aufsteigen. Die heutigen Bürgerrechtler, die allein durch ihre Schandtaten, durch Verleumdung, Unterstellung und Vetternwirtschaft aufgestiegen sind, hassen natürlich Stalin, weil er das Volk nach den Menschenrechten behandelte und die Rechte des arbeitenden Volkes auf natürliche Weise durch die Sowjets direkt gewährleistete und nicht durch käufliche Gerichte und eine korrumpierte Bürokratie. Dafür, dass er den Gaunern die Möglichkeit entzog, sich zu bereichern, hassen ihn auch die ehrwürdigen Bürgerrechtler, die von westlichen Almosen großgezogen wurden. 
6. Die einfachen und klaren Regeln der staatlichen Rechnungsführung und Kontrolle brachten jede gestohlene Münze, jeden Schwindel, jeden Betrug des Volkes leicht an den Tag. Bei Stalin konnte auch keine Rede sein von einem großen Diebstahl, und es war auch im staatlichen Maßstab einfach unmöglich zu stehlen oder sich am Volkseigentum zu vergreifen. Für einen Eimer Weizenähren wurde in den Hungerjahren ein realer Festpreis gezahlt. Spekulation war unmöglich, der Verkaufspreis der Ware blieb vom Produzenten bis zum Konsumenten unverändert. Wucher, fette Bankgeschäfte, Börsenhandel und Pyramidengeschäfte waren untersagt. Insolvenzbetrug und der Verkauf der Luft waren unmöglich. Deshalb hassen die Diebe, die Langfinger und Gauner, die korrupten Beamten und Plünderer am Staatseigentum aller Coleur und Schattierung Stalin voller Ingrimm. Das ist verständlich, denn bei Stalin durfte man nicht stehlen.
7. Stalin war Internationalist. Er war ein echter Georgier und er kannte die nationale Frage genau, er verbot den Antisemitismus, doch er liebte das russische Volk und hielt es für ein großes und ehrenwertes Volk in der Welt. Deshalb verachten alle Nationalisten, Faschisten und Rassisten Stalin, und sie alle, welche die nationale Frage nicht verstehen, versuchen ihre Clan- und Stammesfragen sowie ihren lokale Egoismus auf Kosten der übrigen Völkern zu lösen.

Kommunisten, welche die Geschichte, das heißt, die Praxis des ersten sozialistischen Staates, der UdSSR, während seiner dynamischsten Periode, nämlich der ,,Stalin''-Periode zwischen 1929 bis 1953, nicht kennen, die ihre Interpretation der Sowjetunion auf antikommunistischer Propaganda stützen, können nicht aus der kommunistischen Bewegung der Vergangenheit lernen, weil sie nicht wissen, was die Praxis dieser Bewegung wirklich war. Sie haben unkritisch eine falsche und verleumderische Version dieser Praxis aus den Schriften von Leo Trotzki, von Nikita Chruschtschow, von Gorbatschow, sowie von westlichen antikommunistischen Schriftstellern und Akademikern übernommen.
Solche selbsternannten ''Kommunisten'' oder ''Linke'' richten Schaden an, indem sie den Status eines ,,Linken'' oder ,,Kommunisten'' für sich beanspruchen, während sie innerhalb der Linken Unwahrheiten über die sowjetische Geschichte verbreiten. Damit führen sie jüngere oder naive Menschen, die, angewidert vom Kapitalismus, lernen wollen, wie man für den Kommunismus kämpft, auf fatale Weise in die Irre. Das gilt auch für alle Trotzkisten, denn ihr Geschichtsverständnis beruht auf dem ''Glauben'' an antikommunistische Propaganda über Stalin und die UdSSR zu seiner Zeit und auf ihrer Hingabe an das, was einem Kult um Leo Trotzki gleichkommt. 
Man stelle sich einmal vor, Stalin hätte mit seiner Entourage in nur einem Jahrzehnt die Sowjetunion aus dem Mittelalter in die Neuzeit navigiert, anschließend die Wehrmacht vernichtend geschlagen und im Anschluss daran das Land binnen fünf Jahren wieder auf Vorkriegsniveau gebracht – und das Ganze ohne eine „Unzahl“ von Opfern, die natürlich ein riesiges Ausmaß annehmen muss, damit auch der skrupelloseste Genosse, moralisch bis ins Mark erschüttert, niemals mehr aus der Frage entlassen wird: „War es die Sache wert?“ 

In diesem Beitrag wird auf jene Zahlen und Fakten hingewiesen, die als „Hintergrundstrahlung“ der „Stalinismus“-Debatte immer mitschwingen – ob man sich auf sie explizit bezieht oder nicht: Es handelt sich um die „Opfer des Stalinismus“, deren vermutete Zahl den zumeist völlig unreflektierten Ausgangspunkt einer solchen Debatte bildet; unreflektiert deshalb, da es an erster Stelle die Frage des Gegners ist, an der man (Kommunist) sich abarbeitet, dabei unmerklich bis unweigerlich in eine völlig metaphysische, moralisierende Diskussion gerät – und in jene Defensive, in die eigentlich der Gegner gehört, der es bis heute nicht eingestehen kann, dass die Sowjetunion unter Stalin dem imperialistischen Lager seine bisher größten und schmachvollsten Niederlagen beigebracht hat. 

Nach Vernachlässigung des ideologischen Wortgefechts um den Stalinismus-Begriff bleibt als Kern: die Anzahl der Opfer. Im folgenden wird sich mit dem hierzu vorliegenden Datenmaterial beschäftigt, wie es insbesondere von Mario Sousa, Parteimitglied der schwedischen KPML, zusammengetragen wurde. Nach Öffnung der Archive des Zentralkomitees der KPdSU erschienen im Jahre 1990 einige wissenschaftliche Arbeiten zu diesem Thema, die in der Weltöffentlichkeit kaum Beachtung fanden – anders als etwa das berüchtigte „Schwarzbuch des Kommunismus“ (Stephane Courtois et al., Frankreich 1997), das die „Stalin-Opfer“ auf bis zu 20 Millionen hochrechnet (interessanterweise entspricht diese Zahl in etwa den russischen Kriegsopfern im Zweiten Weltkrieg) oder ähnlich illustre Literatur, die nach dem „Wer bietet mehr?“-Paradigma operiert.

Bevor die aufgedeckten statistischen Daten genauer betrachtet werden, sei zunächst ein kurzer Blick auf die Entstehungsgeschichte des Antistalinismus beziehungsweise Antikommunismus geworfen. Wie bereits 1925 in Hitlers „Mein Kampf“ angekündigt, galt die Ukraine als die „Kornkammer“ für das „Volk ohne Raum“ und damit als eines der wichtigsten Kriegsziele des deutschen Faschismus im Osten. Um den kriegerischen Feldzug propagandistisch vorzubereiten, startete Goebbels eine Hetzkampagne gegen die Bolschewiken der Ukraine, die angeblich ihr Volk einer bewusst von Stalin provozierten Hungerkatastrophe auslieferten. Die faschistische OUN unter Federführung von Stepan Bandera waren dabei nützliche Handlanger des NS-Regimes. Die Kampagnen erwiesen sich allerdings als allzu durchsichtig im Hinblick auf die dahinter stehenden faschistischen Kriegsziele. Auch einige britische und US-amerikanische Autoren oder Unternehmer wie Conquest oder Hearst verbreiteten bereitwillig diese Antikommunistische Propaganda, wodurch im Westen ein grundsätzlich negatives Bild des Kommunismus, der UdSSR und des Generalissimus Stalins gezeichnet und etabliert wurde.

Auch ist bekannt, dass der Beginn der dreißiger Jahre von heftigen Auseinandersetzungen auf dem Lande geprägt war: Arme, landlose Bauern revoltierten gegen die Kulaken, reiche Landbesitzer, um die Bildung von Kolchosen durchzusetzen. Ein großer Teil der Kulaken wiederum versuchte seinerseits die Einbringung seines riesigen Privateigentums an Boden und Landwerkzeugen in die Kolchosenwirtschaft zu verhindern – indem man Vieh tötete, durch Sabotageaktionen oder durch gezielte Unterwanderung der Kolchosen. Insgesamt waren 120 Millionen Bauern in diese heftigen Klassenkämpfe verwickelt. Die Partei hatte dabei die extrem schwierige Aufgabe, die Massenbewegung zur Enteignung der Kulaken in geordnete Bahnen zu lenken und zugleich die Landfrage als Klassenfrage grundsätzlich zu lösen (also die Enteignung der Kulaken durchzusetzen). Insbesondere die Zusammenstöße mit rechten Nationalisten in der Ukraine führten zu heftigen Nahrungsmittelengpässen. Die Kulaken unterstützen teilweise vom Exil aus die antikommunistischen Erzählungen über Millionen Todesopfer.

Als der damals amtierende sowjetische Generalsekretär Michail Sergejewich Gorbatschow 1990 die Archive des Zentralkomitees der KPdSU für historische Studien öffnen ließ, geschah etwas ungewöhnliches: Die so lange Zeit ersehnte Öffnung der Archive, die allen Todesopferspekulanten die endliche Bestätigung ihrer mühsamen Rechnereien verheißen hatte, wurde plötzlich mit völligem Desinteresse und Grabesstille in den Medien quittiert. Die Forschungsergebnisse, welche die russischen Historiker Wiktor Nikolajewich Semskow, Aleksander Nikolajewich Dugin und Oleg Witaljewich Chlewnjuk seit 1990 in wissenschaftlichen Fachzeitschriften vortrugen, blieben völlig unbeachtet. Die Forschungsergebnisse gelangten nie über die engen professionellen Kreise der Fachzeitschriften hinaus und waren damit nicht in der Lage, den allgemeinen Opfermythos der großen Medien auch nur anzureißen. 
Auch im Westen wurden die Ergebnisse der Archivöffnung ignoriert und fanden sich weder in den großen Blättern der Zeitungen noch in irgendeinem Fernsehsender. Die linke Presse zeigte ebenfalls wenig sichtbares Interesse an den Forschungsergebnissen, nicht zu reden von offizieller Revidierung bis dato unkritisch verbreiteter Propaganda zum Thema „Verbrechen des Stalinismus“. Woran liegt das? Der offizielle Bericht über das sowjetische Strafsystem umfasst beinahe 9.000 Seiten. Es haben viele Autoren daran mitgearbeitet, zu den bekanntesten zählen die genannten russischen Historiker Semskow, Dugin und Chlewnjuk. Im Westen wurde der Bericht als Ergebnis der Zusammenarbeit von Forschern aus verschiedenen westlichen Ländern vorgestellt. Die Daten, auf die sich Mario Sousa bezieht und die wie eingangs erwähnt das eigentliche Thema dieses Artikels sind, wurden im Jahre 1993 veröffentlicht.

Mario Sousa weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass keiner der beteiligten Forscher dem sozialistischen Lager zuzurechnen ist, es sich vielmehr um bürgerliche, zum Teil offen reaktionäre Historiker handelt – mit dem entscheidenden Unterschied allerdings, dass diese ihre wissenschaftliche Integrität über jede ideologische Befangenheit stellen, soll heißen keine Datenfälschung im Interesse ihrer ideologischen Orientierung beziehungsweise ihres Geldbeutels betreiben. So geben die Daten Auskunft zu den folgenden Fragestellungen: 

-Bestandteile des sowjetischen Strafsystems
-Anzahl der politischen und nicht-politischen Gefangenen-Anzahl der Todesopfer in den Arbeitslagern
-Anzahl der Todesurteile vor 1953, insbesondere in den Säuberungen der Jahre 1937-38
-durchschnittliche Dauer der Gefängnisstrafen 
 
Ab 1930 zählten zum sowjetischen Strafsystem Gefängnisse, die Arbeitslager und Arbeitskolonien des Gulag sowie spezielle offener Vollzug und Geldstrafen. Die Untersuchungshaft fand in den normalen Gefängnissen statt. Die Strafen bei einem Schuldspruch reichten von einer Geldstrafe in Form eines bestimmten Prozentsatzes vom Lohn für einen definierten Zeitraum über eine Haftstrafe bis hin zum Todesurteil. In die Arbeitslager wurden jene geschickt, die ein schweres Verbrechen begangen hatten (Mord/Totschlag, Raub, Vergewaltigung, Wirtschaftskriminalität etc.), sowie ein großer Teil der wegen konterrevolutionärer Aktivitäten Verurteilter. Auch jene, die zu mehr als drei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wurden, konnten in Arbeitslager geschickt werden. Umgekehrt konnten Gefangene nach einer bestimmten Zeit im Arbeitslager in eine Arbeitskolonie oder in einen speziellen offenen Bereich überführt werden.
Im Jahr 1940 gab es 53 Arbeitslager, in denen die Inhaftierten in großen Gebieten unter strenger Aufsicht arbeiteten. Es gab 425 Arbeitskolonien, also viel kleinere Einheiten als die Arbeitslager, mit einem freieren Reglement und weniger Aufsicht. Hierhin kamen Gefangene mit kürzeren Haftstrafen, deren Verbrechen bzw. politische Vergehen weniger schwerwiegend waren. Sie arbeiteten als gleichberechtigte Bürger in Fabriken oder auf dem Land und bildeten einen Teil der Zivilgesellschaft. In den meisten Fällen gehörte der gesamte Arbeitslohn dem Gefangenen, er war damit seinen Kollegen gleichgestellt. Die speziellen offenen Bereiche waren in der Regel landwirtschaftliche Gebiete, in die Kulaken verbannt wurden, die im Zuge der Kollektivierung enteignet worden waren. Außerdem kamen dorthin auch Gefangene, die minderschwere Verbrechen begangen hatten. 
Die nachfolgende Tabelle unter Berufung auf „Custodial Population 1934-1953“ (Bevölkerung in Gewahrsam in der UdSSR 1934-1953), The American Historical Review“ gibt eine Übersicht über die in den jeweiligen Lagern bzw. Gefängnissen zwischen 1934 und 1953 Inhaftierten, darunter den Anteil der wegen politischer Verbrechen Verurteilten sowie alle Todesopfer:
Aus diesen Zahlen lässt sich eine Reihe von Schlussfolgerungen ableiten: Zunächst kann man sie mit den Daten von Robert Conquest vergleichen. Wir erinnern uns, dass nach Conquests Behauptung im Jahre 1939 12 Millionen politische Gefangene in den Arbeitslagern gewesen und davon drei Millionen in der Zeit von 1937 bis 1939 ums Leben gekommen sind. Und Conquest spricht in diesem Zusammenhang ausschließlich von politischen Gefangenen! Im Jahre 1950 gab es nach Conquest ebenfalls zwölf Millionen politische Gefangene. Wie man nun ersehen kann, stimmen seine Daten nicht einmal entfernt mit den recherchierten Archivdaten überein. 1939 betrug die Gesamtzahl aller Gefangenen in allen Formen des Gewahrsams insgesamt zwei Millionen. Von diesen waren 454.000 politischer Verbrechen für schuldig befunden – nicht zwölf Millionen wie Conquest behauptet, und rund 165.000 starben zwischen 1937 und 1939 im Arbeitslager – nicht etwa drei Millionen; das sind in diesem Zeitraum 5,3% aller Arbeitslagerinsassen. Zum leichteren Überblick: 
Insgesamt lebten im angegebenen Zeitraum 2,5 Millionen Sowjetbürger in Gefangenschaft, d.h. 2,4% der erwachsenen Bevölkerung – sicherlich keine geringe Zahl und ein Indikator für die noch bestehenden Widersprüche in der Gesellschaft. Trotzdem lag die Zahl noch unter der der imperialistischen Hauptmacht. Ein Vergleich mit den Daten aus den USA: 1996 gab es im reichsten Land der Welt 5,5 Millionen Gefangene, also 2,8% der erwachsenen Bevölkerung. Nun zur Frage der Todesopfer. Der prozentuale Anteil der im Arbeitslager Verstorbenen variiert im angegebenen Zeitraum zwischen 0,3% und 18%. Die Todesursachen waren im wesentlichen auf die allgemeine Mangelsituation im Lande zurückzuführen, insbesondere die medizinische Versorgungslage zur Bekämpfung von Epidemien. Das betraf damals allerdings wie erwähnt nicht nur die Sowjetunion, sondern auch alle entwickelten Länder. Erst mit der Erfindung des Penicillin während des Zweiten Weltkrieges wurde ein wirksames Mittel gegen ansteckende Krankheiten geschaffen. Tatsächlich waren es wiederum die Kriegsjahre, in denen die Hälfte aller Todesfälle im untersuchten Zeitraum zu verzeichnen war. Nicht zu vergessen die 25 Millionen Todesopfer, die „in Freiheit“ starben. Der systematische Rückgang der Todesopfer nach dem Zweiten Weltkrieg (nominal und prozentual) ist denn auch auf die verbesserte medizinische Versorgung zurückzuführen. 

Der britische Autor Robert Conquest behauptet, die Bolschewisten hätten zwölf Millionen politische Gefangene in den Arbeitslagern zwischen 1930 und 1953 getötet. Davon sei eine Million bei den Säuberungen 1937 und 1938 umgekommen. Solschenizyn spricht gar von zig Millionen Toten in den Arbeitslagern, davon drei Millionen allein 1937/38. Diese Zahl wurde im Zuge der „Wer bietet mehr?“-Kampagne unter Gorbatschow noch weit übertroffen. So nennt die Russin Olga Schatunowskaja etwa sieben Millionen Tote während der 1937/38 Säuberungen. Die Daten aus diversen Archiven sprechen hingegen eine andere Sprache: Man muss dabei berücksichtigen, dass die Forscher sich verschiedener Quellen bedienten und diese miteinander abglichen. Dabei sind Doppelzählungen sehr wahrscheinlich. So wurden beispielsweise nach Dimitrij Wolkogonow, der von Jelzin als Verantwortlicher für die Sowjetarchive ausersehen, 30.514 Personen bei Militärtribunalen in den Jahren vom 01.10.1936 bis 30.09.1938 zum Tode verurteilt. Eine andere Zahl stammt vom KGB: Nach Informationen, die im Februar 1990 der Presse freigegeben wurden, sind in den 23 Jahren zwischen 1930 und 1953 786.098 Menschen wegen Verbrechen gegen die Revolution zum Tode verurteilt worden, davon 681.692 in den Jahren 1937 und 1938. Diese Zahlen bedürfen allerdings noch der genaueren Überprüfung. Nach den vorliegenden Daten aus den Archiven schätzt Mario Sousa die Zahl der tatsächlich vollstreckten Todesurteile 1937-38 auf ca. 100.000. Viele Todesurteile seien in Haftstrafen umgewandelt worden beziehungsweise basierten auf Verbrechen wie Mord oder Vergewaltigung. Schließlich bleibt noch die Frage nach der durchschnittlichen Dauer der Strafe in einem Arbeitslager. Die antikommunistischen Propagandisten erwecken den Eindruck, dass ein Strafgefangener normalerweise das Arbeitslager nicht überlebte oder endlos lange gefangen gehalten wurde. Es zeigt sich jedoch, dass die Strafzeit in der Stalinzeit für den größten Teil der Gefangenen maximal 5 Jahre betrug. So erhielten nach der American Historical Review 82,4% der gewöhnlichen Kriminellen im Jahre 1936 Haftstrafen von bis zu 5 Jahren und 17,6% zwischen 5 und 10 Jahren. Von den politischen Gefangenen erhielten 44,2% Haftstrafen bis zu 5 Jahren und 50,7% zwischen 5 und 10 Jahren. Für 1939 liegen von sowjetischen Gerichten folgende Zahlen vor: 95,9% bis zu 5 Jahre, 4% zwischen 5 und 10 Jahre und 0,1% über 10 Jahre.

Was die Kulaken betrifft, so wurden 381.000 Familien, also 1,8 Millionen Menschen im Zuge der Enteignung in die Verbannung geschickt, wovon der kleinere Teil Arbeit in den Lagern oder Kolonien verrichten musste. Aufgrund heftiger Klassenauseinandersetzungen zwischen den Kulaken und den ärmeren Bauern, die schließlich darin gipfelten, dass die Großbauern Kolchosenhöfe überfielen, Bauern und Parteiarbeiter töteten, Felder anzündeten und Vieh abschlachteten, um Hungersnöte zu provozieren, wurden schließlich 1,8 Millionen der 10 Millionen Kulaken verbannt oder verurteilt. Bei diesen Klassenzusammenstößen waren wie erwähnt 120 Millionen Menschen involviert, sodass mit Sicherheit in diesem Zusammenhang auch manche Ungerechtigkeiten geschehen sind.

Die Moskauer Prozesse 1937 waren der Endpunkt langjähriger Auseinandersetzungen mit Trotzki und seinen Anhängern, die die Beschlüsse des Zentralkomitees kritisierten, umgingen, sabotierten und grundsätzlich nicht die innerparteilichen Mehrheitsverhältnisse akzeptierten. Das führte schließlich zu Kampfmitteln jenseits offizieller Diskurse: Industriesabotage, Spionage für den potentiellen Kriegsgegner (Deutschland, Japan) und schließlich Landesverrat (Vereinbarungen zwischen Leo Trotzki und der deutschen Reichswehr bzw. Reichsregierung über die Abtretung großer Landesteile der Sowjetunion im Falle einer Naziinvasion, Umsturz der bestehenden und Ersetzung durch eine trotzkistische Regierung. 
Eine weitere Verschwörung fand in der Armee um Marschall Tuchatschewsky statt, die eine Säuberung in der Roten Armee nach sich zog. Auch hierzu liegen von Conquest Horrorzahlen vor: Danach wurden 15.000 Offiziere und 20.000 Kommissare (wovon die Hälfte der angeblich 70.000 Offiziere und politischen Kommissare der Roten Armee) gefangen genommen und entweder hingerichtet oder zu lebenslanger Haft in den Arbeitslagern verurteilt. Der Historiker Roger Reese gibt in seiner Arbeit „The Red Army and the Great Purges“ (Die Rote Armee und die großen Säuberungen) hingegen folgende Fakten: Im Jahre 1937 gab es 144.300 Offiziere und politische Kommissare in Armee und Luftwaffe und 282.300 im Jahre 1939. Während der Säuberungen 1937/38 wurden 34.300 Offiziere und Kommissare aus politischen Gründen entlassen. Bis zum Mai 1940 wurden allerdings 11.596 rehabilitiert und wieder in ihre Posten eingesetzt. Das heißt, zu den Entlassenen zählten 22.705 Offiziere und Kommissare (davon 13.000 Armeeoffiziere, 4.700 Offiziere der Luftstreitkräfte und 5.000 politische Gefangene). Das sind insgesamt 7,7% aller Offiziere und Kommissare, wovon wiederum nur ein geringer Teil als Verräter verurteilt wurde, während der Rest ins zivile Leben zurückkehrte.
Kommunisten und andere, welche die Wahrheit über die sowjetische Geschichte der Stalinzeit erfahren wollen, sollten jede Darstellung als Propaganda zurückweisen, die durch ihre Rhetorik, Moralisierung, belastete Sprache, Verunglimpfung usw. zeigt, dass der Autor nicht objektiv ist. Praktisch alle Berichte, die die UdSSR als ''totalitär'' bezeichnen, sowie die Begriffe ''stalinistisch'' oder ''Stalinismus'' verwenden, die Stalin als ''Diktator'' bezeichnen, die behaupten, die UdSSR sei durch ''Terror'' regiert worden oder die den Begriff ''Großer Terror'' verwenden, die den GULAG als ''Todeslager'' oder die Gefangenen als ''Sklaven'' bezeichnen oder die behaupten, kapitalistische, imperialistische Staaten seien ''Demokratien'', sollte man als Propaganda anzusehen. Alle Arbeiten, die in irgendeiner Weise versuchen, die Sowjetunion der Stalinzeit mit Hitlerdeutschland beziehungsweise Stalin mit Hitler zu vergleichen, sollten als Propaganda abzulehnen und als NS-Verharmlosung zu betrachten. Die geheime Kollaboration Leo Trotzkis mit den Nationalsozialisten und den Japanern wurde während der Moskauer Prozesse in den 1930er Jahren aufgedeckt. Diese Kollaboration wurde unter dem Einfluss der Lügen Chruschtschows und Gorbatschows über Generalissimus Stalin geleugnet. Nun aber hat man zahlreiche Beweise für Trotzkis Kollaboration. Trotzkistische Darstellungen über die UdSSR, Lenin, Stalin, den ,,Sozialismus in einem Land'' oder über Trotzki selbst, sind zu vermeiden. Kein Trotzkist stellt den ,,Personenkult'' um Trotzki selbst in Frage. Trotzkisten streben per definitionem nicht nach Objektivität und fallen daher der Voreingenommenheit zum Opfer. Alle sogenannten ''kommunistischen'' Theorien, die nicht auf Beweisen beruhen, sollten gemieden werden. Alle Theorien, die auf den Chruschtschow- und Nach-Chruschtschow-Lügen über die sowjetische Geschichte der Stalinzeit beruhen, sollten als Propaganda betrachtet werden. Sicher, es mag eine Nadel der Wahrheit im Heuhaufen der Behauptungen geben, aber es wird zu lange dauern, sie zu finden, wenn sie überhaupt da ist. Nur eine Theorie, die sich auf ein genaues Verständnis der Geschichte der UdSSR während der Stalinjahre stützt, kann jenen, die aus den Erfolgen und Misserfolgen der Sowjetunion lernen wollen, einen Nutzen bringen. 

Man sollte sich in Erinnerung rufen, warum es diese ganze antikommunistische, antistalinistische Propaganda überhaupt gibt. Sie existiert aufgrund der Errungenschaften der Stalinjahre in der UdSSR. Um nur ein paar zu nennen: die Kollektivierung der Landwirtschaft, die den mehr als tausend Jahre währenden Zyklus verheerender Hungersnöte und der Armut unter den Bauern beendete; die Industrialisierung, die in kaum mehr als einem Jahrzehnt und ganz ohne ausländische Investitionen erreicht wurde und sich allein auf die sowjetische Arbeiterklasse und Bauernschaft stützte; 
die Niederlage der Nazihorden und ihrer Verbündeten; die weltweite Verbreitung der kommunistischen Bewegung; der Kampf gegen den Rassismus; der Kampf gegen die Diskriminierung der Frauen; die Versorgung aller Arbeiter mit preiswertem Wohnraum, preiswerten öffentlichen Verkehrsmitteln, kostenloser Bildung, kostenloser Hochschulbildung, Jahresurlaub, allgemeiner medizinischer Versorgung, Alters- und Hinterbliebenenrenten; der erfolgreiche Kampf gegen den Imperialismus der so genannten ''demokratischen'' kapitalistischen Länder; der große Aufschwung der gewerkschaftlichen Organisierung der Arbeiter in den Industrieländern; der Zwang für die kapitalistischen Staaten, ein gewisses Maß an Sozialleistungen für die arbeitende Bevölkerung bereitzustellen, um die Anziehungskraft der kommunistischen Bewegung zu schwächen. Und man muss sich fragen, warum bis heute, wenn ältere Russen oder Menschen in den ehemaligen Sowjetrepubliken befragt werden, welche historischen Persönlichkeiten sie am meisten bewundern, immer Iosef Wissarionowich Stalin an erster Stelle steht. Dies sind nur einige der Gründe, warum pro-kapitalistische Autoren die sowjetische Geschichte der Stalinzeit verfälschen, verzerren und schlichtweg lügen. Niemand, der sich für einen Linken oder insbesondere einen Kommunisten hält, sollte dieses falsche Narrativ unterschreiben oder verbreiten. Auch die Bolschewiki unter Stalin und Lenin haben Fehler gemacht. Fehler sind bei allen menschlichen Unternehmungen unvermeidlich, denn ''Versuch und Irrtum'' sind das Herz und die Seele der wissenschaftlichen Methode. In diesem Sinne ist ''Irrtum'' kein Fehler, sondern ein wesentlicher Bestandteil der Erforschung und Beherrschung der Wirklichkeit. Leider führten die Aktionen der Bolschewiki zwar zu großen Errungenschaften, aber ihre Fehler führten auch dazu, dass diese Errungenschaften abstumpften und abgebrochen wurden und sich nur teilweise erfüllten. Letztendlich führten diese Fehler dazu, dass Leute wie Nikita Chruschtschow und seine Nachfolger an die Macht kamen, die den Kampf für den Kommunismus aufgaben. Schließlich führten sie zur Umkehrung der Errungenschaften der Oktoberrevolution und zum Rückfall in den ausbeuterischen Kapitalismus in allen Ländern, die einst sozialistisch waren oder die, wenn auch unvollkommen, nach Sozialismus und Kommunismus strebten. Man muss aus den Erfolgen als auch aus den Misserfolgen der kommunistischen Bewegung des 20. Jahrhunderts lernen, wenn man es in Zukunft besser machen sollte. 

von ASKL