Wie fast 50 Jahre alte Jets Kiew den Sieg bringen sollen
Obwohl Polen
und die Slowakei MiG-29 Kampfflugzeuge an die Ukraine lieferten, fordert Kiew immer mehr Jets. Die ukrainische Politik drängt ihre westlichen Unterstützer seit langem, ihnen ,,moderne" Kampfflugzeuge aus dem Westen zu schicken, da Kiew die Verstärkung der Luftstreitkräfte braucht. Frankreich spielt mit dem Gedanken ehemalige Dassault Mirage 2000-9 der Vereinigten Arabischen Emirate zu übergeben und Finnland überlege ihre alternden McDonnel Douglas F/A-18C/D ,,Hornet" zu liefern. Besonders US-amerikanische
F-16 ,,Fighting Falcon" steht ganz oben auf dem Kiewer
Wunschzettel. Nach monatelangem hin und her nahm die Frage über die Übergabe von F-16 an fahrt auf.
Die britische Regierung erklärte am 16. Mai 2023, dass Premierminister Rishi Sunak und der niederländische Staatschef Mark Rutte vereinbart haben, eine „internationale Koalition“ zu bilden, um bei der Beschaffung von F-16-Kampfflugzeugen für die Ukraine zu helfen. Ein Downing-Street-Sprecher sagte, Sunak und Rutte „werden daran arbeiten, eine internationale Koalition aufzubauen, um die Ukraine mit Kampfflugzeugen auszustatten und sie in allen Bereichen von der Ausbildung bis zum Kauf von F-16 zu unterstützen.“
Im Rahmen des G7-Gipfels im japanischen Hiroshima am 19. Mai 2023 gab US-Präsident Joe Biden bekannt, dass er dem Training für ukrainische Piloten an F-16 zustimmte. Ein konkreter Termin für die Lieferung dieser Maschinen wurde dabei nicht genannt. Unter den europäischen NATO-Mitglieder gehe man aber von einer Auslieferung im Herbst aus.
Warum politisch, militärisch und medial in die F-16 und allgemein westliche Kampfflugzeuge zu viele
Hoffnungen gesetzt und welche Probleme für die ukrainischen
Luftstreitkräfte entstehen, wenn westliche Kampfflugzeuge
geliefert werden, soll hier beleuchtet werden. In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf die F-16, da die einhergehenden Schwierigkeiten auf alle Kampfjets westlicher Bauart übertragbar sind.
Am
wahrscheinlichsten und sinnvollsten wäre es (falls es zu weiteren
Kampfjet-Lieferungen kommen sollte) wenn zunächst Flugzeuge sowjetischer
Bauart (wie MiG-21 aus Rumänien, Su-22 aus Polen oder Su-25 aus
Bulgarien) an die Ukraine gesendet werden. Das hat einfache Gründe.
Flugzeuge allein sind unbrauchbar. Eine vergleichsweise große
Infrastruktur ist nötig um das Potenzial der Maschinen
vollumfänglich ausschöpfen zu können. Das fängt bei Kleinigkeiten
wie dem Werkzeug an und hört bei der kompatiblen Bewaffnung auf.
Auch das Bodenpersonal müsste nicht groß umgeschult werden, weil
die meisten potenziellen Flugzeuge von der Ukraine genutzt wurden
oder werden.
Es wäre
schwierig westliche Kampfjets zu liefern, unter anderem, weil sie
sich anders fliegen als die bisher genutzten aus sowjetischer
Produktion. Einige Flugzeuge wie zum Beispiel die F-16 haben den
Joystick an der rechten Seite, während er zum Vergleich bei der
MiG-29 zwischen den Beinen ist. Man müsste die Piloten aufwändig
umschulen. Es gibt auch westliche Jets wo der Flightstick zwischen
den Beinen ist, dennoch müssen die Piloten neu geschult werden, weil
die Bordtechnik eine ganz andere ist. Eine Umschulung würde Monate
dauern, würde man ukrainische Piloten in Ausbildungslager schicken,
was jedoch schwierig sein dürfte. Da die Zahl der vorhandenen
Kampfflugzeuge stetig sinkt, verringert sich automatisch die Anzahl
von verfügbaren Piloten. Westliche Söldner würden Abhilfe
schaffen, doch müssten auch sie erstmal angeworben werden. Auch für das
Bodenpersonal wird sich (wie anfangs bereits erwähnt) einiges ändern
(Ersatzteile, Werkzeuge…). Was die
Bewaffnung angeht dürfte es auch eine Zeit dauern, bis sie gewährleistet
ist. Man kann nicht einfach sowjetische Raketen oder Bomben an ein
westliches Flugzeug hängen. Auch mit westlichen Waffen muss man
anders umgehen als mit den bisherigen. Diese Probleme lassen sich
beseitigen und es soll damit nicht ausgeschlossen werden, dass es
Lieferungen westlicher Kampfjets geben könnte. Es wird aus meiner
Sicht nur sehr lange dauern, bis man das volle Potenzial dieser
Maschinen nutzen kann.
Nachdem auf
die logistischen und infrastrukturellen Probleme eingegangen wurde,
sollte ein genauerer Blick auf die oft gewünschte und überschätzte
F-16 geworfen werden. Die F-16 ,,Fighting Falcon" ist ein einstrahliges
Mehrzweckkampfflugzeug aus US-amerikanischer Produktion. Die
einsitzige Maschine wurde ursprünglich von General Dynamics für die
U.S. Air Force in den 1970er Jahren entwickelt und wird seit 1993 von Lockheed Martin
produziert. Zunächst war die F-16 nur als leichtes Jagdflugzeug
entworfen worden, allerdings führte die hohe Nachfrage dazu, dass
sie zum Allwetter-Mehrzweckkampfflugzeug weiterentwickelt wurde. Seit
dem Beginn der Serienproduktion 1976 wurden über 4570 Maschinen
gebaut.
Die möglichen
Versionen, welche die Ukraine bekommen könnte sind die F-16AM/BM und
C.
Die F-16A war
die reguläre Kampfversion und die F-16B die zweisitzige Variante zur
Ausbildung. Viele NATO-Mitglieder wie die Niederlande, Dänemark,
Portugal oder Norwegen. Mitte der 1990er Jahre wurden die meisten
Maschinen einem „Mid Life Update“ unterzogen, wodurch sie die
Bezeichnung F-16AM/BM erhielten. Einige Länder wie Rumänien,
Bulgarien und die Slowakei werden diese Maschinen ebenfalls
beschaffen, da sie ihre alten sowjetischen Flugzeuge ausmustern
werden und die F-16 ein ähnliches Aufgabengebiet abdeckt.
F-16C wurde
verstärkt für die Rolle als Mehrzweckflugzeug angepasst. 1984
wurden die ersten ausgeliefert. Später gab es immer mehr Updates.
Die Flugzeuge verfügen über verbessertes GPS/INS und die Fähigkeit
zum helmvisierten Zielen von Luft-Luft-Raketen. Die Sowjetunion
hat diese Funktion zuerst mit der MiG-29 eingeführt. Die F-16C kann
auch moderne Luft-Boden-Waffen tragen. Block 50D/52D hat zusätzlich
verbesserte SEAD-Fähigkeiten mit dem Harm Targeting System (HTS) zur
Unterdrückung feindlicher Flugabwehr. In der NATO wird die F-16C von
Polen, der Türkei und den USA eingesetzt.
Wie zu
erwarten war, wird die F-16 medial völlig überbewertet.
Anders als politisch und medial Erzählt wird ist die F-16 nicht die ,,Wunderwaffe" für die sie ausgegeben wird. Sie
ist allein schon der von der Ukraine selbst eingesetzten MiG-29 in
den meisten Punkten unterlegen. Einzig in Punkto Reichweite und
Zuladung hat die F-16 die Nase vorn (siehe Grafik rechts). Über der Ukraine helfen diese Vorteile praktisch gar nicht, da die potentiellen Maschinen für die
russischen Luft- und Raumfahrtkräfte, keine großen Gefahren sind.
Sie können schnell erkannt und bekämpft werden können. Die Bordtechnik von
Flugzeugen wie der F-16AM ist nicht mehr auf dem neusten Stand der
Technik. Die Maschinen sind mindestens 30 Jahre alt und trotz einiger
Updates nicht auf dem Stand der russischen Suchoj Su-30SM oder Su-35S, welche nicht mal Zehn Jahre alt sind. Anders als oft angenommen wird, finden über der Ukraine kaum Luftkämpfe, geschweige denn Dogfights wie im Zweiten Weltkrieg statt. Die Flugzeuge bekämpfen sich auf mindestens mehrere dutzend Kilometern und Russland hat in der Hinsicht die fortschrittlicheren Raketen. Meistens werden ukrainische Flugzeuge durch am Boden befindliche Luftabwehrsysteme ausgeschaltet. Die F-16 ist gut für das gegnerische Radar sichtbar, wodurch sie aus mehreren Hundert Kilometern erkannt und erfasst werden kann. Sind die Maschinen in Reichweite der modernen russischen Luftabwehrsysteme wie S-300 oder S-400 sind sie ein leichtes Ziel und haben wenig Chance den Raketen auszuweichen. Es braucht nicht einmal die moderne Technik um den F-16 gefährlich zu werden. Auch Ausrüstung aus den 1960ern wie Kub-Luftabwehrsysteme haben bereits diesen Typen abgeschossen wie zum Beispiel 1995 über Bosnien. Auch ältere Kampfjets stellen eine Gefahr da wie zum Beispiel als 2017 eine indische MiG-21 ,,Bison" (modernisierte MiG-21bis aus den 70ern) eine pakistanische F-16 über Kaschmir abschoss.
Viele Militärs wie aktive oder inaktive F-16-Piloten stehen der Lieferung dieser Kampfflugzeuge skeptisch gegenüber und gaben im laufen der letzten Wochen einige Stellungnahmen ab.
Obwohl Juri Ignat, Berater des Kommandos der
ukrainischen Luftstreitkräfte, anmerkte, dass die Ukraine F-16
benötige. Stünden ,,The Economist" zufolge jedoch einige erfahrene
ukrainische Militärpiloten den Versuchen der Behörden, diese
Kampfflugzeuge zu beschaffen, skeptisch gegenüber.
Ein ehemaliger F-16-Pilot erklärte gegenüber ,,Business Insider", er würde derzeit keine Einsätze über der Ukraine fliegen wollen, da das Flugzeug den russischen Luftabwehrsystemen nicht gewachsen sei. Kampfflugzeuge der sogenannten vierten Generation „haben auf einem modernen Schlachtfeld nichts zu suchen“, sagte John Venable, ein 25-jähriger Veteran der US Air Force, in einem Interview mit Insider. Kampfflugzeuge der vierten Generation wie die F-16, die über keine Tarnkappenfunktion verfügen, sind aufgrund fortschrittlicher Luftabwehrsysteme wie der russischen S-400 „in hochgefährlichen Umgebungen völlig unterlegen“, so Venable. In einem Kommentar, der letzten Monat auf der Website der Denkfabrik ,,Heritage Foundation" veröffentlicht wurde, schrieb Venable, dass die F-16 aus mehreren Gründen nicht für die ukrainische Luftwaffe geeignet sei. Dazu gehöre, dass die S-400 die Zielsysteme der F-16 überlisten und die Kampfjets anvisieren könne, bevor sie in Reichweite seien, um Waffen wie Kleinbomben abzuwerfen. „Der Ukraine mehr MiG-29 zu geben, wird auf dem Schlachtfeld nicht helfen. Und selbst wenn wir ihnen moderne F-16 geben würden, wird es das Geschehen nicht verändern oder beeinflussen, geschweige denn rechtzeitig für eine Frühjahrsoffensive.“, sagte er in einem Interview mit Insider und bezog sich dabei auf die erwartete Gegenoffensive der Ukraine im Mai 2023. Venable erklärte, als er in seiner früheren Laufbahn als Pilot F-16 über Europa flog, verfügten seine Flugzeuge über solide Störkapseln, die gegen die Bedrohung durch die sowjetischen SAM-Systeme SA-6 und SA-11 funktionierten. Er erklärte, dass er sich wohlgefühlt hätte, wenn er in den 1980er und 1990er Jahren gegen die integrierte sowjetische Luftabwehr angetreten wäre, weil er wusste, dass er von HARM-Zielsystemen unterstützt wurde, die für den Einsatz gegen diese Systeme konzipiert waren. Aber zwischen diesen und den heutigen russischen SAM-Systemen, die sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt haben, hat sich ein „großer Leistungssprung“ ergeben. „Heute gibt es keine Chance mehr.“ Venable steht mit seiner Einschätzung nicht alleine da. Auch andere ehemalige und aktive F-16-Piloten äußerten ihre Zweifel. Ein Pilot der US-Luftstreitkräfte warnt vor Optimismus hinsichtlich der Lieferung von F-16-Kampfflugzeugen nach Kiew. Die F-16 sind kein Allheilmittel und sie weisen Schwachstellen auf, die Russland „gut kennt“ sind und sie es ausnutzen werden, berichtet der US-Fernsehsender CNN.
Laut einem anderen aktiven F-16-Piloten sind die Erwartungen an den Transfer von westlichen Kampfflugzeugen nach Kiew „zu hoch“. „Zu Ihrer Frage, dass die F-16 die Spielregeln ändern wird: Das Stimmt nicht!“, fügte der Pilot unter der Bedingung der Anonymität hinzu.
,,Die bevorstehende Übergabe der Kampfflugzeuge des Typs F-16 wird den Verlauf der Kampfhandlungen in der Ukraine nicht radikal wenden können." Diese Ansicht äußerte der US-amerikanische Luftwaffenminister Frank Kendall. Bei einem Gespräch mit einer Gruppe Washingtoner Kriegsberichterstatter erklärte er nach Angaben der Nachrichtenagentur ,,TASS" in Bezug auf die Lieferpläne von F-16: "Dies wird die Gleichung nicht fundamental ändern." Kendall fügte hinzu, dass die Flugzeuge in der Ukraine stationiert werden. Die Ausbildung von Piloten werde allerdings bestenfalls mehrere Monate in Anspruch nehmen, so der Minister weiter.
"Das ist ein panischer Schritt des Biden-Teams. Die F-16 werden weder taktisch noch strategisch etwas am Verlauf dieses Krieges ändern.", sagte der ehemalige CIA-Mitarbeiter Larry C. Johnson.
Der
demokratische US-Senator Mark Kelly erklärte, dass es etwa ein Jahr
dauern würde, zwölf ukrainische Piloten für deren Einsatz in
F-16-Kampfbombern auszubilden. Der Abgeordnete sagte, er halte es für
notwendig, die Lieferung von F-16-Kampfflugzeugen an die Ukraine zu
"erwägen": ,,Ich habe das US-Verteidigungsministerium
und die Regierung darauf aufmerksam gemacht. Wir haben vor Kurzem
zwei ukrainische F-16-Piloten in Arizona, in Tucson, wo ich wohne,
geprüft. Ich habe mit den Pilotenausbildern gesprochen."
Einzelheiten zu diesen Inspektionen nannte er nicht. Mit Blick auf
die Ukraine fügte der Senator hinzu: ,,Noch ist nicht ganz klar,
wie der F-16 eingesetzt werden kann. Man ist auf der Suche nach einem
neuen Faktor, der die Situation verändern kann."
In dem Medien
wurde immer wieder von möglichen Lieferungen der F-16 berichtet, von
denen sich keine einzige als wahr herausstellte.
Angeblich
solle Polen einige seiner Maschinen übergeben, doch wurden Gerüchte
schnell zurückgewiesen. Am 31. Januar 2023 hat „The Aviationist“
berichtet, dass Polen seine F-16 wahrscheinlich nicht an die Ukraine
liefern werde trotz ukrainischer Forderungen. Im Artikel heißt es:
Obwohl es nicht einfach wäre, die F-16 in die ukrainischen
Luftstreitkräfte zu integrieren, arbeitet die Ukraine immer noch
daran, zwei Geschwader dieser Jets zu erhalten. Am 30. Januar 2023
erklärte Andrej Yernak, der Leiter des Büros des Präsidenten der
Ukraine, auf Telegram: „Die Arbeit an der Beschaffung von F-16-Jets
geht weiter. Wir haben positive Signale aus Polen, das bereit ist,
sie in Abstimmung mit der NATO an uns weiterzugeben.“ Laut
polnischen Politikern ist die F-16 allerdings nie speziell erwähnt
worden. In den Beständen der polnischen Luftstreitkräfte befinden
sich noch MiG-29 und Su-22 aus sowjetischer Produktion. Es wäre
wahrscheinlicher und einfacher diese Maschinen zu liefern als F-16
aus amerikanischer Produktion.
Einige
Meldungen sind völlig absurd. So erklärte die estnische
Ministerpräsidentin Kaja Kallas, dass Estland Zehn F-16 an die
Ukraine übergeben wolle. „Ich bin sehr froh mitteilen zu können,
dass Estland Zehn F-16-Kampfjets an Kiew aushändigen werde. Während
andere Länder zögern, sind wir eine wirkliche Unterstützung.“
Kurz darauf wird ihr irgendjemand erklärt haben, dass Estland keine
einzige F-16 beziehungsweise auch nur irgendein Kampfflugzeug
besitzt. Darauf hin wurde schnell zurückgerudert.
Unabhängig von den teils falschen Medienberichten, ist Kiew bemüht F-16 oder andere westliche Jets zu erhalten.
Am 11. April 2023 reiste der ukrainische Ministerpräsident Denis Schmygal nach Kanada, um Trudeau zu treffen.
Am Rumpf des Flugzeugs wird mit Emojis nach F-16-Kampfjets gefragt. Dabei ist wichtig festzuhalten, dass die kanadischen Luftstreitkräfte keine F-16 im Arsenal haben. Die einzigen Maschinen dieses Typs die sich dort befinden sind ehemals israelische Flugzeuge und gehören dem Privatunternehmen „TopAces“, wo sie für die Feinddarstellung eingesetzt werden. Inwieweit Kanadas Premierminister Trudeau diesbezüglich etwas arrangieren kann, darf angezweifelt werden.„Wir brauchen auch dringend moderne Flugzeuge. Es gibt keine rationale Rechtfertigung, dies zu leugnen. Wir müssen die Flügel der Ukraine stärken, um den Frieden zu bringen“, sagte der ukrainische Präsident Wladimir Selensky bei einem Staatsbesuch in den Niederlanden am 04. Mai 2023. Sein niederländischer Amtskollege Mark Rutte erklärte, dass die Niederlande mit ihren Partnern an Optionen für die Lieferung von F-16-Jägern an die Ukraine arbeite. Es werde eine ,,Kampfjet-Koalition" gebildet. Viel konkreter wurde er allerdings nicht. Es gebe in dieser Angelegenheit kein Tabu, ergänzte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte.
Zu der ,,Koalition" haben sich Länder, die ukrainische Piloten an diesen Jets ausbilden wollen, zusammengeschlossen, darunter Großbritannien, Frankreich, Norwegen und die Niederlande. Am Rande des G7-Gipfels im japanischen Hiroshima hatte die US-Regierung am Wochenende signalisiert, dass sie das Vorhaben unterstützen will.
Auch in der Bundesrepublik Deutschland wurden Rufe nach der Beteiligung an der ,,Kampfjet-Koalition" laut. FDP und Union fordern die Beteiligung der BRD an zur Unterstützung der Ukraine. Die Linke und die Friedensbewegung warnen jedoch davor. Die Ampelpartei FDP und die Unionsparteien machten die Bundesrepublik mit ihren Forderungen nach Beteiligung Deutschlands an einer ,,Kampfjet-Koalition" zur Unterstützung der Ukraine immer mehr zur Kriegspartei, kritisierte die Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen (Die Linke). Die abrüstungspolitische Sprecherin ihrer Fraktion lehnt unter anderem den Vorstoß ab, Flugplätze auf Bundesgebiet für F-16-Kampfjets zur Verfügung zu stellen. Der Umstand, dass Deutschland nicht über eigene F-16-Maschinen verfügte, heiße nicht, ,,dass wir die ,,Kampfjet-Koalition" nicht unterstützen könnten", betonte Rüstungslobbyistin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), gegenüber der ,,Süddeutschen Zeitung". Die BRD könne sich ,,bei der Grundlagenausbildung einbringen" oder eben Flugplätze ,,als Drehscheibe" zur Verfügung stellen, so die FDP-Lobbyistin.
Diese passive Form der Unterstützung geht der Union nicht weit genug. So meinte Roderich Kiesewetter (CDU), Deutschland könnte sich mit Bewaffnung, Munition und Radarsensoren beteiligen und für Luftbetankung sorgen. Letzteres bedeutet nicht weniger, als dass die Bundeswehr direkt Kampfflugzeuge der Ukraine in der Luft hält. So weit wollte Jürgen Trittin (Die Grünen) nicht gehen. Im ,,Frühstart" von RTL/NTV ging es dem außenpolitischen Sprecher der Olivgrünen-Fraktion dagegen um die Rolle Deutschlands in der Welt. Die BRD sei nicht Mitglied der ,,Kampfjet-Koalition", ,,weil wir diese F-16 nicht haben." Doch verstecken müsse man sich dennoch nicht, schließlich habe Großbritannien angekündigt, das Bündnis anzuführen, obwohl es selbst ebenfalls keine Kampfflugzeuge dieses Typs besitzt. Solange offiziell vor allem über "mögliche" Lieferungen von F-16 an die Ukraine geredet wird, kann die Kanzlerpartei SPD dies klar ablehnen. Gegenüber der ,,Rheinischen Post" vom Wochenende hatte Parteichef Lars Klingbeil entsprechend erklärt: ,,Wir konzentrieren uns auf die Ausbildung, die Panzer und die Raketenabwehr. Jeder hat unterschiedliche militärische Fähigkeiten." Klingbeil betonte, die bisherige Aussage von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum Thema gelte noch. Scholz hat im Januar die Lieferung westlicher Kampfjets an die Ukraine abgelehnt (Ähnlich wie die Lieferung von Tier-Panzern im vergangenen Jahr). ,,Sollte die Regierung in irgendeiner Form die Kampfjetkoalition unterstützen, würde sich insbesondere Kanzler Scholz vollkommen unglaubwürdig machen", erklärte Ali Al-Dailami, verteidigungspolitischer Sprecher der Links-Fraktion, gegenüber der ,,jungen Welt". Im Januar habe Scholz noch von einem ,,ständigen Überbietungswettbewerb" gesprochen. Mit weiteren Lieferungen ,,immer schwererer Waffen" drehten führende NATO-Länder ,,weiter an der Eskalationsspirale", so Al-Dailami. Die Lieferung westlicher Kampfjets werde den Krieg nur weiter in die Länge ziehen. Die Mehrheit der Bevölkerung fordere Friedensdiplomatie für eine Waffenruhe und eine Verhandlungslösung, erklärte Dagdelen. ,,Statt weitere Milliarden an Steuergeldern in einem sinnlosen Abnutzungskrieg zu verpulvern, sollte sich die Ampelregierung endlich darum kümmern, dass die Schüler in Deutschland richtig lesen lernen und Alte nicht länger in Mülleimern Pfandflaschen suchen müssen, weil die Rente hinten und vorne nicht reicht."
Am 19. Mai 2023 berichtete, der US-amerikanische Fernsehsender NBC, das die USA und ihre Verbündeten planen, F-16-Kampfjets nach Kiew zu liefern. Die Flugzeuge sollen dabei nicht direkt von Washington aus in die Ukraine geliefert werden, berichtete der Fernsehsender NBC unter Berufung auf einen hochrangigen Beamten der US-Regierung. Nach Angaben des Beamten werden die USA und ihre Verbündeten in den kommenden Monaten entscheiden, wann sie die Kampfjets geliefert werden und wie viel bzw. wer sie zur Verfügung stellen wird.
Am selben Tag hat der US-Präsident Joe Biden Plänen zugestimmt, ukrainische Piloten an F-16-Kampfjets trainieren zu lassen. Das sagte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter. Die Entscheidung sei während des Gipfels der G7-Staaten in Japan gefallen. Das Training solle in den kommenden Monaten in Europa stattfinden. Eine Entscheidung über eine Lieferung von Kampfjets an die Ukraine wurde offizielle noch nicht getroffen, doch lässt eine stornierte Übergabe von niederländischen F-16 an das bereits erwähnte kanadische Unternehmen ,,TopAces", raum für Spekulationen. Wenig später wurde von niederländischer Seite bestätigt, dass man 18 ihrer F-16 für Kiew zur Verfügung stellen wolle.
Kiew rechne damit, mehrere Dutzend F-16-Kampfjets aus dem Westen zu erhalten, so Juri Ignat, ein Vertreter des Luftwaffenkommandos der ukrainischen Streitkräfte. Er erklärte im ukrainischen Fernsehen: ,,Niemand wird sie einzeln übergeben, diese Flugzeuge werden in Einheiten übergeben. Eine ganze Einheit ist ein Geschwader. Bei uns sind es 12 plus Flugzeuge, die westlichen Partner haben mehr – bis zu 18 Flugzeuge. Es kann also sein, dass zunächst einige Dutzend an die Ukraine übergeben werden."
Am 20. Mai verkündete Michail Podoljak, der Berater des Chefs des ukrainischen Präsidentenamtes, dass die westlichen Länder bereits beschlossen hätten, der Ukraine F-16-Kampfjets zu übergeben. Der ukrainische Verteidigungsminister, Alexej Resnikow, erklärte seinerseits, dass die ukrainischen Piloten "sich darauf freuen, mit der Ausbildung an F-16-Kampfflugzeugen zu beginnen."
Einige Länder, darunter Polen, hätten mit der Ausbildung ukrainischer Piloten an der F-16 begonnen, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. Er wies darauf hin, dass die Ukraine bald Flugzeuge erhalten werde. Die Niederlande werde das erste Land sein, das F-16 in die Ukraine transferiert, schreibt ,,Politico" unter Berufung auf Juri Sak, Berater des Verteidigungsministers der Ukraine. Auch der niederländische Außenminister Wopke Hoekstra bestätigte, dass ukrainische Piloten bald für das Fliegen der F-16 ausgebildet werden.
Kremlspecherin Marija Wladimirowna Sacharowa kommentierte am 20. Mai 2023 die geplante Übergabe der F-16 gegenüber dem russischen Fernsehsender ,,Zwezda" folgendermaßen:
,,Es gibt keinen moralischen Grund, solche Entscheidungen zu treffen. (...) es handelt sich eindeutig um einen erneuten Versuch, das zu tun, was er (der Westen) am liebsten tut, nämlich Daten zu fälschen, um seine eigenen Ziele unter dem Deckmantel des Pseudo-Humanitarismus zu verwirklichen. (...) Das ist nicht nur eine Konfrontation mit unserem Land. Es ist zweifellos die Nutzung des Territoriums und des Volkes der Ukraine für ihre eigenen Zwecke."
Ähnlich äußerte sich der russische Botschafter in den USA Anatoli Iwanowitsch Antonow:
,,Die G7-Teilnehmer haben den Ukraine-Konflikt vollständig ihrer eigenen Interessen untergeordnet. Das Vorgehen in Bezug auf Kampfflugzeuge habe sich sehr verschärft. Bislang konfrontiert uns Washington mit fremden Händen, durch 'Stellvertreter'. Jeder Experte weiß jedoch, dass der Ukraine die Infrastruktur für den Betrieb der F-16 fehlt, und auch die notwendige Anzahl von Piloten und Wartungspersonal ist nicht vorhanden. Was wird passieren, wenn amerikanische Kampfflugzeuge von NATO-Flugplätzen starten und von ausländischen 'Freiwilligen' gesteuert werden?
Der russische Militäranalyst Wiktor Litovkin äußerte Zweifel an der Behauptung, dass die F-16 von der Ukraine aus operieren werden: ,,Auf dem Territorium der Ukraine gibt es keinen geeigneten Flughafen, auf dem F-16-Flugzeuge stationiert und eingesetzt werden könnten."
Obwohl es noch keinen konkreten Termin für die Lieferung von F-16 an die Ukraine spricht,
wird seit Monaten in den sozialen Medien wie Twitter ein Riesen Wirbel gemacht.
Gerade in der woken NAFO (North Atlantic Fella Organization) und ,,Slawa Ukraini“-Fraktion wird die F-16 als neue Wunderwaffe
dargestellt. Jeder Trottel jubelt und beschreibst wie toll sie doch
wären. Diese Sofastrategen wissen in den allermeisten Fällen nicht
mal wie eine F-16 aussieht und was deren Eigenschaften sind. Sänger
Rod Steward fordert in einem Interview auch F-16-Jets für die
Ukraine und laut ihm wäre es „das Ende der zivilisierten Welt“
sollte die Ukraine den Krieg verlieren. Mit keinem Wort erwähnte
er warum die F-16 eine Hilfe für die Ukraine wären. Ähnlich wie
beim "Ghost of Kiev“ sprießen teure Merchandising-Artikel als
dem Boden und machen mit dem Hype ein gutes Geschäft. Ein großer
Teil des Erlöses dürfte dabei an die ukrainischen Streitkräfte
gespendet werden. Faktenchecks über die ach so phänomenalen Eigenschaften dieser Maschinen sprießten wie Pilze aus dem Boden. Dabei wurden praktisch nie vergleiche zu den modernen russischen Flugzeugen gezogen, die im rahmen der WSO eingesetzt werden. Oft wurden nicht mal die richtigen Daten oder sogar Bilder beigelegt. Nicht selten wurden Fotos des Nachfolgers F-35 gezeigt oder deren Daten und Fakten der F-16 zugeschrieben. So wurde sie zu einem Tarnkappenflugzeug, was sie aber nicht ist. Dieses Phänomen lässt sich nicht erst seit der F-16-Thematik beobachten. In einem Extraartikel werde ich darauf genauer eingehen.
Bei der
aktuellen F-16 (oder allgemein Lieferung westlicher Jets) Debatte
wird der selbe Fehler gemacht wie bei den bisherigen "Wunderwaffen"
die den Endsieg bringen sollen. Nach britischen Javelin
Panzerabwehrraketen,
türkischen Bayrakthar TB2 Drohnen, deutschen
Gepard, Leopard oder Panzerhaubitzen-2000 und nicht zuletzt
amerikanische HIMARS-Raketenwerfer oder Patriot-Luftabwehrsysteme, sind F-16 die neuen
Wunderwaffen. Sie werden über alle maßen medial ausgeschlachtet und völlig verklärt. Militärisch hatten die bisherigen westlichen
Waffenlieferungen praktisch keine auf das Geschehen in der Ukraine.
HIMARS sind äußerst ineffektiv und werden fast nur genutzt um Zivilisten im Donbass zu
beschießen. Erst am 13. April 2023 wurde ein Krankenhaus in Swatowo
durch HIMARS-Raketen zerstört und fast täglich erscheinen neue Berichte über HIMARS-Beschuss auf die Städte Donesk oder Lugansk. Und das obwohl Präsident Wladimir Selensky persönlich zugesichert hat, dass diese Waffen nicht gegen Zivilisten eingesetzt werden sollten. Ein ähnliches Versprechen gab er auch im Bezug auf die F-16 ab: ,,Die F-16 werden nicht für Angriffe auf russisches Territorium eingesetzt". Ob er diesmal sein Versprechen einhält, wird die Zukunft zeigen.
Der einzige
nutzen den die Waffenlieferungen haben ist rein propagandistischer
Natur. Man hat moderne westliche Waffen. Was praktisch nie erwähnt
wird ist, dass normalerweise die Ausbildung an den Waffen mehrerer
Jahre dauert. Hier werden ukrainische Soldaten in wenigen Monaten
umgeschult da die ukrainischen Kämpfer praktisch nur mit Crashkursen
an diesen Systemen ausgebildet werden, wodurch sie das volle
Potenzial der Waffen nicht nutzen können. Es ist wie mit einem Computer: ,,Er ist nur so schlau wie der Nutzer." In diesem Fall heißt es: ,,Jede Waffe ist nur so effektiv wie der Bediener." Das macht sie zusätzlich
zu einem leichten Ziel für die Gegner. Auch die F-16
würde hier keine Ausnahme sein. Sie wird wie die bisher gelieferten
Waffen den Krieg nur verlängern, keine positive Wende für die WSU
herbeizuführen und letztlich als nur als Kanonenfutter enden.
Doch wie bei den MiG-29 haben die Länder, welche die Maschinen zur Verfügung stellen, dadurch praktisch keine Nachteile. Man versucht, diese alten Flugzeuge unter dem Slogan der Hilfe an die Ukraine zu verkaufen, in der Hoffnung, dass sie im Gegenzug modernere Ausrüstung aus den USA erhalten. Der amerikanische militärisch-industrielle Komplex reibt sich die Hände.
von ASKL